Fürstin Ludmila Cup in Melnik
Der Fürstin Ludmila Cup gehört seit mehr als 20 Jahren zu den Top Events der tschechischen Stipper. Vor mehr als tausend Jahren brachte die Fürstin Ludmila der Region Mittelböhmen und insbesondere der Kleinstadt Melnik Ruhm und Ehre, unter anderem durch die Einführung des Weinanbaus. Sie fiel später einem Mordanschlag zum Opfer und ist heute die Namenspatronin dieses Hegefischens an der Elbe.
Ich habe dem tschechischen Top-Angler Roman Pokorný bei diesem Event über die Schulter geschaut. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei ihm. Nur so war es möglich, für dich diesen Bericht mit vielen Tipps und Tricks zu schreiben.
Das Gewässer des Fürstin Ludmila Cups
Als ich im Sommer 2023 von Roman die Einladung bekam, am Fürstin Ludmila Cup teilzunehmen, musste ich leider zeitbedingt ablehnen. Ich hätte erst am Vorabend anreisen können ohne jegliche Gewässerkenntnis. Das erwies sich im Nachhinein als gute Entscheidung, denn die Angelstrecke war ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte.
Auf der Ausschreibung stand „Labe“ und ich sah mich schon mit meiner Kopfrute und schweren Lutscherposen am Wasser sitzen. Ich wohne nun schon fast 40 Jahre in Dessau-Roßlau und habe unzählige Male in der Elbe (auf tschechisch Labe) gestippt.
Bei meiner Ankunft an der gut ausgeschilderten Angelstrecke bemerkte ich dann, dass die Elbe auch noch in Melnik aufgestaut war, was ich nur von der Moldau im nahe gelegenen Prag kannte. Mit etwas mehr als 4 m Wassertiefe und einer langsamen Strömung hatte das Angelgewässer große Ähnlichkeit mit dem Silokanal in Brandenburg.
Das Wasser war zudem sehr klar, was einen erfolgreichen Einsatz der Kopfrute beim Fürstin Ludmila Cup zusätzlich erschwert. Wahrscheinlich hätten mich die auch in Tschechien schon in Massen verbreiteten Grundeln auf Trab gehalten.
Romans Angelgeräte beim Fürstin Ludmila Cup
Genau wie alle anderen Angler baute Roman einige Matchruten sowie zwei 6 m lange Boloruten auf. Auf der gesamten Strecke sah ich KEINE einzige Kopfrute.
Roman meinte, dass es in dem Angelgewässer sehr viele große Fische (Brassen und Rotaugen) gäbe, die sich alle in der Mitte der hier etwa 100 m breiten Elbe aufhielten.
Mit zwei in 5 m Entfernung aufgebauten Abstandsmessstäben stellte er die Wurfweite aller Ruten mit dem Schnurclip auf 40 m ein.
Die Montagen der Boloruten baute Roman direkt vor dem Angeln, welches erst 12.00 Uhr begann, so dass dafür reichlich Zeit war. Im folgenden Bild siehst du den genauen Aufbau:
Die Matchruten-Montagen unterschieden sich etwas vom üblichen Aufbau einer Slider-Montage. Roman meinte, dass er der einzige Angler sei, der sie so zusammenstellt. Ich habe die den Aufbau auf einer anderen Seite beschrieben, die du unter dem folgenden Button erreichst.
Ausloten der Wassertiefe
Das Ausloten der genauen Wassertiefe war, wie bei jedem anderen Fischen auch, beim Fürstin Ludmila Cup besonders wichtig. Roman benutzte dazu die Bolorute, die durch die fest stehende Pose dazu besonders gut geeignet ist.
Er stellte die Tiefe zunächst per Augenmaß auf knapp 4 m ein. Ein Haken wurde noch nicht angehängt. Das Tropfenblei schob er bis zum Wirbel nach unten.
Nach dem ersten Einwurf, der durch den Clip bei exakt 40 m gestoppt wurde, sank das Tropfenblei schnell nach unten und die Pose ragte etwa 3 cm aus dem Wasser. In diesem Moment sah ich auch das ersten Mal die Strömungsgeschwindigkeit, die schätzungsweise 15 cm pro Sekunde betrug.
Weil die Pose ohne Stolpern durchtrieb, hatte das Tropfenblei noch keinen Grundkontakt. Roman stellte nun die Montage 30 cm tiefer und warf erneut aus. Auch jetzt lief die Pose glatt durch.
Nach erneutem Tieferstellen sah man deutlich, dass die Posenantenne komplett herausragte und sich die gesamte Pose etwas schräg stellte. Das Blei schliff also nun auf dem Boden.
Roman stellte nun in kleinen Schritten wieder flacher bis die Montage erneut ohne Bodenkontakt durchtrieb. Der Wirbel und das Tropfenblei schwebten nun also wenige cm über dem Grund.
Nach dem Einkurbeln schob Roman das Hautblei wieder an die vorgesehene Position und stellte nochmal etwa 10 cm flacher. Nach Einhängen des 35 cm langen Vorfaches wusste er, dass dieses nun etwa 20 cm auf dem Grund schleifte. Besonders für das Angeln auf Brassen ist ein lang aufliegendes Vorfach wichtig.
Futter und Köder für den Fürstin Ludmila Cup
Futter für große Fische
Wenn du viele große Fische in einem Fließgewässer fangen willst, MUSST du ordentlich anfüttern. Diese Grundregel habe ich schon als Anfänger beim Elb-Angeln vor mehr als 30 Jahren mit Erfolg angewendet.
Als ich die Gewässerstrecke ablief und mir die Futtereimer der teilnehmenden Angler anschaute, konnte ich sofort ahnen, welche Angler einen realistische Chance auf einen vorderen Platz hatten.
Romans Futter war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bevor ich dir die Einzelheiten zeige, versuche dir erst einmal die Bedingungen vorzustellen, für die das Futter gedacht war:
- mehr als 4 m Wassertiefe
- Strömung
- viele große Brassen und Rotaugen
- Angelentfernung 40 m
Die einzige Chance unter diesen Gegebenheiten war viel Futter mit vielen Ködern.
Romans Futtermischung für den Fürstin Ludmila Cup
Roman mischte schon viele Stunde vor dem Angeln einen passiven dunklen 50:50 Mix aus klebendem Fließwasserfutter und schwerer Flusserde. Ein paar bunte Partikel sollten zusätzlich einen optischen Reiz auf die Fische ausüben.
Zusätzlich hatte Roman noch 3 Tüten Brassenlockstoff Caramel und 2 Dosen Mais vorbereitet. Er sagte mir, dass die Elbe in Melnik das einzige Gewässer sei, in dem er so viel dieses Lockstoffs verwendet. Wichtig war allerdings, dass das Caramel-Pulver erst in der zweiten Hälfte des Angelns zum Einsatz kommt und nur dann, wenn es nicht gut läuft.
Nach der Futterkontrolle schredderte Roman zunächst eine ganze Dose Mais mit einem Zwiebelschneider in kleine Stücke.
Diesen Mais sowie eine weitere Dose ganze Maiskörner gab Roman nun dem gesamten Futter hinzu und mischte alles kräftig durch.
Im Anschluss wurde die gesamte Futtermenge auf 4 kleine Eimer gleichmäßig aufgeteilt.
Köder für das Angeln beim Fürstin Ludmila Cup
Die in der Ausschreibung erlaubte Gesamtködermenge von 2,5 l nutze Roman vollständig aus. Im einzelnen waren das:
- 0,5 l kleine Mückenlarven (Joker)
- 0,5 l Würmer (eigene Zucht)
- 1 l Mix aus Castern und toten Pinkies
- 0,5 l tote Maden
Hinzu kamen noch die großen Mückenlarven für den Haken, die ebenfalls der international üblichen Menge entsprachen.
Mir fiel besonders auf, dass Roman die 2,5 l komplett ausnutzte. Aus diesem Grund mischte er auch die toten Pinkies mit den Castern, denn die Pinkies füllen die Hohlräume zwischen den Castern in der Dose vollständig aus.
Außer diesem Caster-Pinkie-Trick hatte Roman Pokorný auch noch ein paar besondere Maden für den Haken mitgebracht, die er vor der Futterkontrolle noch in die letzte freie Ecke der Madendose stopfte. Er verriet mir, dass er sich diese rubinroten Maden extra aus Polen liefern ließ.
Wie du siehst, verwendet Roman nur tote Maden und Pinkies. Diese haben unter anderem den Vorteil, die Futterbälle nicht zu zerstören. In meinen anderen Beiträgen habe ich schon oft vom Vorteil dieser Methode berichtete.
Startfütterung beim Fürstin Ludmila Cup
Aus dem Inhalt eines der 4 Eimerchen bereitete Roman nun die Futterbälle der Startfütterung vor. Hierbei sparte er nicht an Ködern und gab von allen etwas hinzu. Insgesamt formte er 25 Bälle, die eine für die Schleuder beachtliche Größe hatten. Er meinte nur, dass er kräftige Katapulte hatte, die das locker schaffen.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal aus eigener Erfahrung betonen, dass diese große Menge an Ködern absolut sinnvoll ist. Kein Mensch kann mit der Schleuder so genau schießen wie ein Polecup der Kopfrute füttern kann. Die Bälle verteilen sich mindestens auf einer Fläche von 10 m². Wenn die Fische also auf dem Futterplatz stehen bleiben sollen, müssen zwingend so viele Köder ins Futter.
Auch die Futtermenge von 5 l zu Angelbeginn war angemessen.
Wie vorhin bereits erklärt, wollte Roman seinen Futterplatz auf 40 m Entfernung anlegen. Die anderen Angler in seinem Sektor angelten hingegen nicht so weit draußen. Nun kann man sich sicher streiten, ob es in einem Fließgewässer besser ist, in der gleichen Spur wie die anderen anzufüttern oder lieber weiter draußen, wo man mit seinem Futter alleine ist.
Unter den gegebenen Umständen (klares Wasser, große vorsichtige Fische, Unruhe am Ufer) machte Romans Vorgehensweise für mich durchaus Sinn. Außerdem hatte er an diesem Gewässer ausreichend Erfahrung.
Nach dem Signal für die Startfütterung warf Roman eine der Matchruten aus, um sich eine Entfernungsmarkierung für das Schießen der Futterbälle zu schaffen. Dann schleuderte er jeweils 5 Bälle und warf die Matchrute erneut aus, denn diese war durch die Strömung bereits ein gutes Stück abgetrieben.
Die ersten Fische
Pünktlich 12 Uhr trötete die Spraydosensirene und Roman fing zur Verblüffung seiner Nachbaranglerin sofort beim ersten Durchtrieb einen Brassen.
Nach jedem zweiten Durchtrieb schoss er einen weiteren Futterball in die Flussmitte. Etwa beim 5. Einwurf nahm ein Rotauge seinen Hakenköder, der vorerst aus zwei der rubinroten Maden bestand.
Im weiteren Verlaufe wurden die Bisse etwas seltener. Bei den Nachbaranglern sah ich kaum Fische. Insgesamt war das Wetter an diesem Tage sehr windig mit einem deutlichen Temperatursturz im Vergleich zum Vortag.
Das Caramel-Pulver brauchte Roman an diesem Wochenende nicht und im Nachhinein wurde trotzdem recht ordentlich gefangen, wie du im nächsten Abschnitt erfährst.
Ergebnis des Fürstin Ludmila Cups
Insgesamt nahmen 48 Angler, Anglerinnen und Jugendliche am Fürstin Ludmila Cup teil. Gefischt wurde in 4 Sektoren mit je 12 Anglern. Jeweils 2 Angler bildeten ein Team. Jeder der beiden Angler dieser Minimannschaften saß auf der gleichen Platznummer im Sektor. An einem Tag fische das Team entweder in den Sektoren A und D oder B und C, am zweiten Tag dann in den noch nicht gefischten Sektoren.
Roman angelte am ersten Tag mit seinem Team-Partner auf den Plätzen C4 und B4, am zweiten Tag auf A9 und D9. Beide gewannen am ersten Tag ihre Sektoren mit 10.540 g (Roman) bzw. 12.300 g. Am zweiten Tag belegten sie die Platzziffern 3 (Roman) mit 22.245 g sowie sein Team-Kollege 2 mit 17.870 g.
Am Ende bedeutete das für die beiden, die unter dem Namen Dlouhej a Opálenej starteten, Platz 2 mit Gesamtplatzziffer 7 und einem Gesamtgewicht von 62.955 g.
Sieger wurde das befreundete Team der Crazy Boys mit ebenfalls Gesamtplatzziffer 7, aber mit 77.180 g etwas höherem Gesamtgewicht.
Wenn du noch mehr über Roman Pokorný und die Crazy Boys erfahren möchtest, dann schau dir gerne das kleine Porträt von Roman an, was du unter dem Button weiter oben findest.
Platz 3 ging an das Team RSK Pardubice Colmic mit Gesamtplatzziffer 8 und einem Gesamtgewicht von 72.830 g.
Wie du siehst, wird beim Fürstin Ludmila Cup ordentlich Fisch gefangen. Besonders hervorzuheben war für mich auch die hervorragende Organisation. Nach guter tschechischer Tradition gab es an beiden Tagen frisch gezapftes Bier und reichlich zu Essen. Selbst während des Angeln wurde Bier gereicht, so dass mancher Angler gerne mal einen Anbiss verpasste.
Tipps und Tricks für deinen Erfolg
Wenn du weitere Profi-Tipps zum Friedfischangeln bekommen möchtest, empfehle ich dir meine E-Books, die du kostenlos oder gegen einen fairen Preis bekommen kannst.
Impressum
Cleverfolg
René Schulze
Wilhelm-Feuerherdt-Straße 75
06844 Dessau-Roßlau
Kontakt
Telefon: 0152 27164097
E-Mail: kontakt@erfolgreich-angeln.com