Barben mit der Kopfrute extrem
Barben mit der Kopfrute zu fangen mag eine Herausforderung sein, keine Frage. Die richtig großen Dampfmaschinen aus einem schnellen Fluss in den Kescher zu bekommen, ist aber mit Sicherheit ein Extremsport. Kraft, Angelgerät und Nerven werden bis an die Grenzen belastet.
Ich zeige dir in diesem Bericht ausführlich, wie Flussprofi Franz Weigel mit der Kopfrute im Rhein Monster-Barben fängt. Ich danke ihm an dieser Stelle ausdrücklich, dass er mir dafür seine bemerkenswerten Bilder zur Verfügung gestellt und mich mit umfangreichem Spezialwissen sowie seiner langjährigen Erfahrung unterstützt hat.
Die Barbe – ein bemerkenswerter Fisch
Ihr keilförmiger und langgestreckter Kopf mit den 4 großen Barteln verleiht der Barbe (lat. Barbus barbus) ein unverwechselbares Aussehen. Mit ihm und ihrem kraftvollen Körper ist sie perfekt an die brutale Strömung großer Flüsse angepasst. Während sie am Grund nach Larven, Schnecken und Wasserinsekten sucht, rauscht das Wasser über sie hinweg wie um den Bug eines U-Bootes.
Barben sind Schwarmfische und können mit bis zu 100 cm Länge und 10 kg Masse beachtliche Größen erreichen. Um solche kapitalen Barben mit der Kopfrute zu fangen, müssen Mensch und Material eine kompromisslose Einheit bilden. Mach dich auf einiges gefasst – los geht’s.
Ausrüstung zum Angeln auf Barben mit der Kopfrute
Anders als beim Angeln auf Karpfen mit der Kopfrute, wo du auch schon sehr kräftiges Gerät brauchst, hast du beim Barbenangeln einen weiteren Feind – die brutale Strömung. Natürlich könntest du auch in langsamer fließenden Flüssen Barben mit der Kopfrute angeln, aber die richtig großen Exemplare fängst du meist in schnellem und tiefem Wasser.
Franz Weigel angelt mit Vorliebe im Rhein, der in Kopfrutenlänge je nach Wasserstand 3 bis 6 m tief sein kann. Strömungsgeschwindigkeiten von 2 Meter je Sekunde (!) sowie der Sog der permanent vorbeifahrenden Schiffe lassen ein Angeln mit der Pose nicht mehr zu.
Genau wie die Schweizer in der Werbung behaupten, ihr Kräuterbonbon erfunden zu haben, so sind es wahrscheinlich deutsche Stipper gewesen, die das „Tunken“ erstmalig ausprobierten.
Tunk-Montagen zum Angeln auf Barben mit der Kopfrute
Beim Tunken verwendest du keine tragende Pose, die im Wasser schwimmt, sondern fädelst eine gut sichtbare (kleinere) Pose einfach verkehrt herum auf die Montagenschnur. Folgendes Schema zeigt dir den Aufbau einer solchen Tunk-Montage:
Das Prinzip beim Tunken ist, dass deine Pose keinen Widerstand in der Strömung leistet, weil sie oberhalb des Wasserspiegels befestigt ist. Das schwere Blei am Grund sorgt dafür, dass du deinen Köder sehr ruhig an ein und derselben Stelle präsentieren kannst. Erfolgt ein Biss, so ist das durch einen deutlichen Ruck spürbar, den die Pose auch durch ein Zucken optisch anzeigt.
Im folgenden Bild siehst du noch einmal detailliert, wie Franz das 80 g schwere Tropfenblei an seiner Tunk-Montage verbaut hat:
Franz hat immer einige fertige und gut sortierte Tunk-Montagen im Gepäck, wenn er zum Angeln auf Barben mit der Kopfrute geht.
Die richtige Kopfrute
Neben der richtigen Montage brauchst du natürlich auch eine stabile Kopfrute, um die enormen Kräften einer gehakten Barbe bändigen zu können. Franz hat mehrere Modelle, zum Angeln auf Barben kommt aber nur eine kräftige, aber dennoch leichte 11,5 m Rute mit breitem Spitzendurchmesser des Kits zum Einsatz.
Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die dicken Gummis widerstandslos und perfekt arbeiten können. Franz benutzt je nach Strömungsstärke Hohlgummis der Stärke 2,2 bis 2,8 mm, die extrem dehnfähig sind.
Zur Verbindung von Hauptschnur und Gummizug verwendet Franz Weigel ausschließlich Dacron-Connectoren.
Haken
Franz verwendet zum Angeln auf Barben mit der Kopfrute leichte und dennoch stabile Haken. Diese verhalten sich natürlicher in der Strömung, was die Chancen auf einen Anbiss deutlich erhöht. Wenn es geht, dann haben sie keinen Widerhaken, um den Fisch zu schonen.
Wichtig ist allerdings, dass du die Haken sehr präzise bindest, denn jeder Fehler im Material kann zu einem Schnurbruch und Verlust eines guten Fisches führen. Trotz aller Akribie sollte das etwa 1 m lange Vorfach dünner als die Hauptschnur sein, denn es soll im Falle eines Hängers zuerst reißen.
Falls du auch einmal Barben mit der Kopfrute angeln möchtest, dann achte unbedingt auf die Auswahl deines Materials. Sei kompromisslos und verwende nur qualitativ hochwertige Bestandteile. Franz berichtete mir von unerfahrenen Stippern, die Montagen und Kopfrutenteile im Fluss versenkten. Vater Rhein gibt nichts wieder her, was er einmal geschluckt hat.
Das richtige Futter zum Angel auf Barben mit der Kopfrute
Wenn du Barben an deinen Angelplatz locken und vor allem halten möchtest, brauchst du unbedingt das richtige Futter. Vor allem die Konsistenz sowie die Art und Anzahl der Köder in deiner Mischung sind dabei entscheidend.
Um das zu erreichen, nutzt Franz Weigel beim Angeln auf Barben mit der Kopfrute 2 Anfütterungskomponenten, die sich stark voneinander unterscheiden, sich aber dennoch perfekt ergänzen. Das sind zum einen Grundfutter sowie ein Madenkuchen.
Wenn Franz seinen Angelplatz erreicht, stellt er als erstes sein Futter her:
Grundfutter
In 4 m Wassertiefe und extrem starker Strömung braucht Franz ein Grundfutter, was an diese Bedingungen angepasst ist. Er mischt dazu 5 kg gut bindendes Fließwasserfutter mit 2 l Lehm. Letzterer soll die Sättigung minimieren, das Futter beschweren und zusätzlich binden. Wichtig dabei ist, dass der Lehm nicht erst zum fertigen Futter hinzugegeben wird, sondern bereits während des Anfeuchtens.
Um das zu erreichen, gibt Franz zunächst Wasser in den Lehm und rührt solange um, bis eine kakaoartige, dickflüssige Brühe entsteht. Mit dieser wird im zweiten Schritt das trockene Grundfutter angefeuchtet. Auf diese Weise verbinden sich die Lehmpartikel besser mit dem Futter, was die Bindung maximiert.
Die ganze Prozedur erfordert Erfahrung und Gefühl, denn wenn du zu viel Lehmkakao hast, dann wird das Futter zu feucht und ist unbrauchbar. Gib statt dessen immer kleine Mengen hinzu und rühre ordentlich um.
Grundsätzlich bereitet Franz Weigel sein Futter erst am Wasser vor, denn nach dem Ausloten und der Kenntnis der vorhandenen Strömungsgeschwindigkeit kann er durch die Wassermenge im Futter sowie die Art des Lehms (Erde, Lehm, Bentonit) das Auflöseverhalten zu einem gewissen Grad steuern. Ist die Strömung sehr stark (was im Rhein fast immer der Fall ist), wird zusätzlich Kies zur Beschwerung ins Futter gemischt.
Um die Lockwirkung zu erhöhen, gibt Franz meist noch verschiedene Zutaten hinzu, zum Beispiel zerkleinerte Frolic, Mais, Haferflocken und tote Maden. Das fertige Futter kannst du auf nachfolgendem Bild sehen.
Wie du im Bild auch sehen kannst, hat das Futter noch verhältnismäßig wenige tierische Köder. Diese sind aber unbedingt notwendig, um die hungrigen Barben auf dem Futterplatz zu halten. Diese Aufgabe erfüllt der Madenkuchen:
Madenkuchen zum Angeln auf Barben mit der Kopfrute
Falls du noch nie etwas von einem Madenkuchen gehört hast, dann denke jetzt nicht an ein gemütliches Kaffeekränzchen, denn du würdest dir mit Sicherheit die Zähne ausbeißen.
Um einen Madenkuchen herzustellen, verwendet Franz Weigel 3,5 l Kies der Korngröße 2 – 5 mm, den er in einem Zoogeschäft mit Aquarianerbedarf kauft. Dort gibt es auch farbige Sorten, so dass er gerne roten und weißen Kies mischt.
Zum trockenen Kies, der sich in einem großen und stabilen Plastikeimer befindet, wird nun etwa eine halbe Dose Madenkleber hinzugefügt und ordentlich durchgemischt. Das gleiche macht Franz in einem kleineren Gefäß mit 1,5 Liter sauberen und trockenen Maden, nur braucht er hier weniger Madenkleber.
Nun besprüht er mit einem Wasserzerstäuber (z.B. für Zimmerpflanzen) beide Gefäße mit sehr wenig (!!!) Wasser, so dass nur die Oberfläche benetzt ist. Anschließend werden beide Zutaten getrennt voneinander wieder ordentlich mit den Händen durchmischt, so dass sich die Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt.
Franz prüft immer wieder die Konsistenz des Kieses. Er muss sich leicht zu einem Ball formen, aber auch wieder in kleine Bestandteile zerbröseln lassen. Anschließend gibt Franz die Maden in den Kies und mischt wieder alles gründlich durch.
Die ganze Mischung ist noch immer ziemlich locker, so dass Franz jetzt weiteren Kleber hinzufügt, durchmischt, alles nochmal mit einem Hauch Wasser bestäubt und abschließend den Rest des Klebers hinein gibt. Die Konsistenz ist perfekt, wenn sich Bälle gut formen lassen und zusammenhalten.
Zum Schluss wird die ganze Mischung komprimiert, indem Franz mit den Füßen in den Eimer steigt und mit seinem Gewicht alles zusammenpresst.
Wenn das gut gelungen ist, lässt sich der Eimer auf den Kopf drehen und der fertige „Madenkuchen“ fällt heraus, ohne seine Form zu verlieren.
Etwas Kartoffelmehl aus dem Supermarkt darüber gestreut und auf den Händen verrieben sorgt dafür, dass der Kuchen nicht an den Händen klebt.
Zum Anfüttern beim Angeln der Barben mit der Kopfrute bricht Franz faustgroße Stücke ab und formt daraus apfelsinengroße Bälle.
Barben mit der Kopfrute – die Session
Startfütterung und Rhythmus beim Nachfüttern
Nachdem das Grundfutter und der Madenkuchen fertig sind und die Angelstelle ausgelotet wurde, erfolgt die Startfütterung. Franz bereitet dazu etwa 10 Bälle Grundfutter und 3 – 4 Madenkuchen-Kugeln vor. Die großen und schweren Bälle können nur per Hand eingeworfen werden, wobei du einiges beachten musst.
Franz wirft in Abhängigkeit von der Wassertiefe seine Bälle immer 2 bis 3 Meter oberhalb (stromauf) der Rutenspitze ein. Die starke Strömung sorgt nämlich dafür, dass der Ball erst einige Meter unterhalb (stromab) den Grund erreicht.
Des Weiteren darfst du die Bälle auch nicht zu weit werfen, sondern etwa 1 m kürzer als deine Rutenlänge. Beim Eintauchen ins Wasser bewegen sie sich nämlich noch etwas weiter von dir weg.
Aus Erfahrung weiß Franz, dass nach diesem Bombardement die Fische erste einmal verscheucht wurden. Außerdem brauchen die Bälle am Gewässergrund eine gewisse Zeit zum Auflösen und damit zur Freigabe von Futterpartikeln und Ködern. Je nach Jahreszeit und Beißlaune dauert es jetzt durchschnittlich eine halbe Stunde bis die ersten Fische den Platz gefunden haben.
Oft sind es zunächst Kleinfische, die den Hakenköder nehmen (Rotaugen, Grundeln usw.). Im weiteren Verlauf ist es nun wichtig, regelmäßig nachzufüttern. Besonders dann, wenn die ersten Barben am Futterplatz eingetroffen sind, darfst du nicht zu sparsam sein. Wie du oben gelesen hast, sind Barben Schwarmfische, die deinen Futterplatz wie ein Staubsauger leerräumen und dann weiter ziehen, wenn nicht genug Köder (vor allem Maden) am Grund liegen.
Franz legt als Grundregel nach jedem Schiff, das mit seinem Sog einen Großteil des Futters weggespült hat, 2 große Bälle nach. Ansonsten sind alle 10 Minuten ein guter Rhythmus zum Nachfüttern. Eine Uhr an der Frontbar hilft ihm, den richtigen Zeitpunkt zu finden.
Zum Nachfüttern beim Angeln auf Barben mit der Kopfrute nutzt Franz oft den Polecup, denn mit diesem kann er geräuschlos weitere kleinere Portionen des Madenkuchens und des Grundfutters nachlegen.
Selbst während des Drills eines Fisches füttert Franz kleine Bällchen mit der Hand nach, die die anderen Fische beschäftigen, so dass sie sich aus Futterneid meist auf das Fressen konzentrieren und nicht bemerken, dass ein Artgenosse ein paar Meter weiter am Haken hängt.
Präsentation des Köders beim Angeln auf Barben mit der Kopfrute
Wie in der obigen Abbildung zu sehen, wird die Tunk-Montage abgesenkt, wobei das schwere Tropfenblei auf dem Boden liegt. Das lange Vorfach mit dem Köder pendelt dabei von der Strömung gestreckt kurz über dem Grund.
Prinzipiell kannst du nun deine Montage ruhig halten, so dass das Blei an Ort und Stelle bleibt oder auch in kleinen Schritten anheben und wieder senken, was deinen Köder entlang der Futterspur trägt. Bei jedem Heben wird dein Vorfach extra aufgewirbelt, was besonders Alande oder Döbel reizt.
Die Barbe mag den Köder gerne ruhiger angeboten, so dass du deine Montage nicht bewegen solltest. Als Hakenköder ist die Made ideal, denn Barben lieben Maden. Du kannst eine oder mehrere anködern. Das Beißverhalten am Tag selbst zeigt dir, wie viele Maden du verwenden solltest.
Wichtig ist allerdings noch, dass es ein wenig Erfahrung braucht, um herauszufinden, wo genau deine Futterbälle am Grund liegen. Die Strömung treibt sie nach dem Einwurf etwas weiter und wenn du nicht genug Beschwerung im Futter hast, rollen sie je nach Untergrund auch noch ein Stück, was die Sache zusätzlich erschwert.
Versuche also nach Angelbeginn, deine Montage soweit zu versetzen, dass du deinen Hakenköder möglichst direkt über deinem Futter anbietest. Wenn die Fische den Platz gefunden haben, merkst du das daran, dass an einer Stelle die meisten Bisse erfolgen.
Drill von Barben mit der Kopfrute
Der Drill einer Barbe an der Kopfrute lässt sich an Spannung und Anstrengung nicht mehr überbieten. Dein Körper schüttet Adrenalin aus und dein Puls rast. Jedes Element deiner Ausrüstung wird bis an die Grenzen belastet. Jetzt zeigt sich, ob du deine Vorbereitung akribisch und ohne Kompromisse durchgeführt hast.
Nach dem Anbiss, der sich an der unbewegten Tunk-Montage und dem enormen Wasserdruck wie ein brachialer Einschlag anfühlt, schießt die Barbe los. Geschickt nutzt sie die Strömung und gibt im Kampf alles. Jetzt musst du es schaffen, mit gesenkter Kopfrute deinen Gummi für dich arbeiten zu lassen. Dieser wird dabei um ein Vielfaches seiner ursprünglichen Länge gedehnt.
Es ist wirklich wichtig, in dieser ersten Phase des Drills, in der die stärksten Kräfte wirken, deine Kopfrute unten zu halten. Im Falle eines Abrisses würde dir sonst deine gesamte Montage, inclusive 80 g Tunkblei, durch den starken Gummi entgegen schnellen wie ein Geschoss. Trifft das Blei dann auf die Rute, hat der Rhein ein weiteres Souvenir von dir.
Franz Weigel schiebt erst dann seine Kopfrute nach hinten, wenn die Kraft der Barbe ein wenig nachgelassen hat. Im gebogenen Zustand ist es ohnehin nicht möglich, Teile der Kopfrute abzustecken.
Wenn er das Kit erreicht hat, kann Franz dank seiner Pulla Bungs am Gummi ziehen und ihn damit verkürzen. Auf diese Weise bekommt er gegen Ende des Drills die Barbe in Ufernähe und kann sie keschern.
Wenn du dich nun fragst, ob sich der ganze Aufwand lohnt, dann schau dir das folgende Bild an und du kennst unsere Antwort.
Und selbst, wenn der große Fang einmal ausbleibt, was beim Angeln von Barben mit der Kopfrute nicht selten vorkommt, bleibt dennoch die Erinnerung an einen schönen Tag am Wasser.
Ich hoffe, Franz Weigel und ich konnten dir das Angeln auf Barben mit der Kopfrute etwas näher bringen, so dass du Lust hast, es ebenfalls einmal auszuprobieren.
In diesem Bericht ging es ausschließlich um die Barben im schnellen Fluss. Beim Angeln mit der Kopfrute im Rhein fängt Franz aber nicht nur große Barben, sondern auch andere Fische, von denen jeder Flussangler nur träumen kann. Falls du darüber mehr erfahren möchtest, dann schau dir unbedingt das Portrait von Franz Weigel unter meiner Rubrik „Angeln mit Profis“ an:
Super Bericht!!